Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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die Scheiterhaufen angezündet, so wehmüthig beseufzen sie 
die grausamen Wirkungen unserer Intoleranz. ■ 
Ich vermuthe nicht, daß die Herren auch die gerechten 
Verordnungen darunter zahlen werden, womit die weisesten 
Landesfürsten der einreissenden Seuche ihrer Freygeisterey 
steuern, und sich der Ausbreitung allerhand neuer und alter 
Irrlehren entgegen sehen. Der Regent thut dießfalls wei 
ter nichts, als seine Schuldigkeit. Er ist allerdings im 
Gewissen verpflichtet, die wahre Religion zu schützen; ihre 
Rechte zu handhaben, und ihr Ehrerbietigkeit und Gehor 
sam von seinen Unterthanen zu verschaffen. 
Diejenigen, welche die ganze Pflicht der Monarchen bloß 
auf die Besorgung der zeitlichen Wohlfahrt des Staates 
einschränken, haben meines Erachtens, einen allzu gemei 
nen , niedrigen und demüthigenden Begriff von den Göttern 
der Erde, von den Stellvertretern des höchsten Himmels 
gottes auf Erden. Die Gewalt, die ihnen von demselben 
anvertraut ist, erstreckt sich noch auf höhere Dinge, auf 
die Vertheidigung seiner Ehre, auf die Aufrechthaltung sei 
nes achten Dienstes, auf die Beförderung des ewigen Heils 
der Bürger. Nachdem die gegenwärtige Glückfeligkeir des 
ganzen Körpers, nur ein untergeordnetes Mittel zur künf 
tigen aller einzelnen Glieder seyn joll, so ist jene nicht der 
einzige, und diese der edlere Gegenstand, welchen der Re 
gent zu besorgen hat. Welchen Dank würde einst das 
Glied dem Haupte wissen, wenn es durch dessen Schuld, 
nach einer wenige Augenblicke genossenen Wohlfahrt, in 
ein immerwährendes Unglück geriethe? 
Und was für eine Wohlfahrt, wo die allgemeine Ruhe, 
durch die zügellose Freyheit der Philosophen und Irrlehrer 
immer gestört wird? Aus dem Staate ist sie verbannt, die 
gewünschte Ruhe; wenn das Ehrwürdigste, das Heiligste, 
das, was dem rechtschaffenen Bürger, dem ehrlichen Manne 
zum nächsten am Herzen liegt, die göttliche Religion, ent 
weder durch öffentliche Sporrreden und Schmähschriften be 
schimpft, oder durch ungeschcute Ausstreuung mannichfalti- 
ger Jrchümer verunstaltet wird. Dazu nun soll der Lan- 
deSsürst beyde Augen zudrücken? es nicht ahnden, die gott-
	        
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