losen Mäuler nicht stopfen, die unruhigen Köpfe nicht mit
Gewalt zu Paaren treiben; Gott, den >L>caat und die Glie
der desselben, die alle durch so ein unverschämtes Betragen
gegen die Religion beleidigt werden, nicht rachen? Und
diese Unthätigkeit soll seinen unnachläßlichen Pflichten nicht
entgegenstehen; ja aus denselben herauöfließen, und selbst
eine wesentliche Pflicht seyn? O! welche Ungereiintheicen
Hecken die Toleranten aus!
Aber die geheiligten Rechte des Gewissens? — Wir
wollen sie nicht kranken. Sey die Freyheit zu denken, ein
angcborneü Erbe der Menschlichkeit. Ist deswegen auch
Jedermann berechtigt, seine Gedanken allenthalben bekannt
zu machen? Wenn es die politische Regierung betraft,
würde man sich wohl hüten, dawider öffentlich zu reden
oder zu schreiben, und wehe dem, welcher sich unterstünde,
wider dieselbe dergleichen Lästerungen auszustoßen, welche
die göttliche Religion von den ungestümmen Aposteln der To
leranz täglich erdulden muß.
Hernach, die mannichfaltige Einschränkungen leidet sie
nicht, die natürliche Freyheit zu denken? Bald steht die
Klarheit da, welche anders , bald die Dunkelheit, welche
weiter, bald die Unergründlichkeit, welche tiefer, bald die
Uebernatürlichkeit, welche höher zu denken verbietet. Und
können ihr nicht auch, wie der Freyheit zu handeln, Ge
setze vorgeschrieben werden; Gesetze, deren Uebertremng
Strafe nach sich zieht? Freylich, man fallt dem Jrthume
nur unter dem Scheine der Wahrheit bey; aber man wählt
auch das Böse, nur unter dem Scheine des Guten, und
wird dabey doch strafbar. Und wie oft vertheidigt man
hartnäckig den erkannten Irrthum aus den niederträchtig
sten Absichten?
Klarer. Andere vermögen den Irrthum nicht zu erken
nen ; sie sind bedauernswürdig. Andere wollen den Irr
thum nicht erkennen; sie sind strafwürdig. Wieder andere
erkennen den Irrthum klar genug, kleben dennoch fest da
ran, und suchen noch mit Gewalt oder List ihre Parthey
zu verstärken, sie sind — was? — Der Leser mag sprechen.
Gesetzt nun, der Irrthum — wie eö geschieht; wenn er