Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

nach die Ungehorsamen fliehen, wie die Heiden und Zöll 
ner von den alten Juden geflohen wurden; er theilte ihre 
Anhänger in zwo Classen: in Hirten und Schafe ein; , jene 
sollten unterrichten, ermahnen, die heiligen Geheimnisse 
ausspenden, die Sünder bestrafen, und die Widerspenstigen 
aus der Gemeine ausschlicffen; diese den Unterricht anneh 
men, den Ermahnungen folgen, die Sakramente empfan 
gen , und ihren Borges ßrcn in allem dem, was das Ge 
schäft des Heils betrifft, mir Ehrfurcht und BerettwEilig 
keit gehorchen. Was ist da nicht sichtbar, oder welches 
aus diesen Stücken kann mit der Unsichtbarkeit bestehen? 
Fürwahr, wenn die Kirche unsichtbar seyn müßte, so hakte 
ihr auch der göttliche Stifter unsichtbare Hirten, unsichtbare 
Lehrer und Prediger, unsichtbare Sakramente, und ein unr 
sichtbares Glaubenöbekennrniß geben müssen. 
Diese Sichtbarkeit seht der Weltapostel zum voraus, da 
er es öffentlich bekennt, daß er einst die Kirche Christi 
verfolgt habe,*) da er die Bischöfe von Ephesus er 
mahnt, über die Heerde der Gläubigen zu wachen, und die 
Kirche Gottes getreu zu regieren, **) da er den Timo 
theus unterrichtet, wie er sich in der Kirche zu verhalten 
habe. ***) Kann man eine Gemeine verfolgen, regieren, 
oder darin mit Würde und Anständigkeit wandeln, ohne sie 
zu sehen, zu kennen? 
Doch wozu so viel Rasonnirens, wenn unter die Glie 
der der Kirche nur die wahrhaft Gläubigen, die Frommen, 
die Auöerwühlten und Vorherbestimmten zu zahlen sind? — 
Wozu — frage ich im Gegentheile — wozu solche 
Ausflüchte, wenn für die Sichtbarkeit der Kirche so viele, 
so mannichfaltige und unwiderlegbare Gründe vorhanden 
*) Indem ich die ttirair Gottes über Me Maaßen verfolgte, und wider 
dieselbe stellt. Galat i, 15. 
**) Habet Acht auf euch selbst und auf die ganze Heerde, über welche 
euch der heilige Geist zu Bischöfen gesetzt hat, die Äirchc Gottes zu 
regieren. Apostelgrsch. 20, 28. 
***) Damit du wissest, wie es dir gezieme in dem Haufe Gott - zu wan 
deln, welches die Kirche des lebendigen Gottes ist. r. Lmi. 3/ >5-
	        
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