Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

Es ist zu bewundern, daß man sich getraut mit so ei 
nem Sahe öffentlich zu erscheinen, und damit seine Tren 
nung zu rechtfertigen. Merkt man es dann nicht, wie ge 
rade er der Wahrheit entgegensteht? Einmal, wenn das 
Lehr- und Predigramt, welches vom göttlichen Stifter gleich 
anfangs in der Kirche eingesetzt worden, schon bey seinem 
Ursprünge, die Kennbarkeit der Schafe und Hirten erfo- 
derle, würde es in der Folgezeit ohne dieselbe bestehen, 
würde es ausgeübt werden, wenn beyde zugleich, das 
Schaf aus den Augen des Hirten, und der Hirt aus den 
Augen des Schafes, plötzlich verschwanden? und bestehen 
muß es und ausgeübt muß eö immer werden, immer bis 
aufs Ende der Zeiten, weil der Leib Christi, das heißt, 
die Kirche, immerfort muß erbauet, die Zahl ihrer Anhän 
ger immer vermehrt, und diese Anhänger zur vollkomme 
nen Heiligkeit, stets müssen angeführt werden, bis sie alle 
in der Einheit des Glaubens, dem göttlichen Richter 
entgegenkommen. *) 
Eben so, wenn die Kirche das Reich Christi hier 
auf Erden, und auch unter dieser Beziehung wesentlich 
sichtbar ist, so bleibt sie es, so lange das Reich dauert» 
Nun aber wird diesein Reiche die ewige — nämlich bis 
zum Ende der Welt — die ewige Fortdauer, sowohl im 
alten, als im neuen Bunde, ausdrücklich versprochen. **) 
Wollten wir der Ordnung nach zurückgehen, so wür 
den sich dergleichen Vernunftschlüffe so viel anbieten, als 
*) Und er bat etliche zwar zu Aposteln, etliche aber zu Propheten, ets 
liehe zu Evangelisten, etliche zu Hirten und Lehrern gesetzt, zur Voll- 
koininenheit der Heiligen, zum Werke des Predigtamtes, und zur Er 
bauung des Leibes Christi, bis wir alle einander in Einigkeit des Glau 
bens, und Erkenntniß des SobneS Gottes begegnen, und im Maaße 
des vollkommenen AlrerS Christi, zu einem vollkommenen Manne wer 
den. Eph. 4, il — 13. 
**) Zur Zeit aber dieser Königreiche, wird der Gott des Himmels ein 
Reich erwecken, das in Ewigkeit nicht wird zerstört werden, und sein 
Stoniiri’id) wird keinem andern Volke übergeben werden. Alle diese Kö 
nigreiche wird er zermalmen, und verzehren, tS aber wird ewiglich be 
stehen. Da». 2 , 44. 
Gott der Herr wird ihm den Thrvu seines Vaters David geben, 
und rr wird über da« Haus Jakob ewig herrschen. Und seine« Reich« 
wird kein Ende seyn. Luk. i, zs 3z. 
Philos. der Religion 6. Band, 5
	        
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