Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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Kennzeichen der wahren Kirche» 
äcver die wahre Kirche findet, der findet alles, den sicher 
sten Wegweiser, der ihn gerade zur Erkenntniß der Wahr 
heit führt, das hellste Licht, das die Finsterniß der Unwis 
senheit, und die Wolken des Irrthums gänzlich zerstreut, 
das untrüglichste Orakel, das die entstehenden Zweifel deut 
lich entwickelt; den rechtmäßigen Richter, der die einschlei 
chenden Irrlehren amtSwegen verbannt. Er darf also nichts 
weiter thun, als hören und folgen. Glücklich, wem der 
Himmel so günstig ist! 
Aber der große Punkt! Wo finden wir die wahre 
Kirche?— Sie ist ja sichtbar;— Freylich unter den un- 
christlichen Gemeinen. Aber unter den Christlichen? Wer 
vermag den Handel so vieler streitenden Partheyen mit 
Gewißheit zu entscheiden? Schon vom Anbeginne her, zer 
theilten sich die Christen in unzahlbare Gesellschaften, und 
eine jede eignete sich, mit Ausschließung und Verdammung 
aller übrigen, die Vorrechte der wahren Kirche zu. Der 
Streit wahret noch heute fort, nur daß man eö leichter 
geschehen laßt, und allen Bekenntnissen ohne Unterschied 
das Himmelreich aufthut. Allein damit wird der Sache 
nicht geholfen. Einmal! ein Glaube, eine Taufe, ein Leib 
und eine Braut Jesu Christi.; ein Schafstall und ein 
Hirt, ein Gott, und folglich auch nur ein Weg zu Gott; 
nur eine Straße zur Seligkeit; nur eine wahre Kirche. 
In den ersten Zeiten untersagten schon die Apostel den 
Gläubigen alle Gemeinschaft mit dem, welcher sich von 
ihrer Kirche trennte, und ermahnet, nicht wieder zurückkeh 
ren wollte. „Einen ketzerischen Menschen so lautet der 
Befehl Paulus an den Bischof der Kreter — nach-
	        
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