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und für sich möglich ist, noch wenn er möglich wäre, dem
Allweisen Ehre brächte.
So fließt die Kennbarkeit der wahren Kirche, aus dem
ernstlichen Willen ihres mächtigsten und weisesten Stifters,
alle Menschen selig zu machen — wenn sie es nur auch
selbst wollen — und nur vermittelst derselben zu machen.
Weg also mit der Verzagtheit, welche dir so sehr schabet,
als sie den gütigsten Heiland entehret.
Der Beweis, obwohl für sich stark genug, schöpfet noch
aus der Betrachtung gewisser Charaktere neue Kräfte, die
mit dem Wesen der wahren Kirche so enge zusammenhan
gen, daß sie keiner andern christlichen Gesellschaft eigen sind,
oder eigen seyn können. Die Betrachtung derselben —
dachte ich — soll nützlich seyn, und hier am rechten Orte
stehen.
* * * * *
* * * 4-
seinen Begriff von der Kirche — unfehlbar von der
wahren — recht genau und faßlich auszudrücken, bedient sich
der heilige Paulus eines sinnlichen Bildes, das je be
kannter, desto verständlicher ist. Er betrachtet den mensch
lichen Leib, wie er aus so vielen, und mannichfaltigen
Gliedern besteht, wie diese Glieder so verschiedene Bestim
mungen haben; wie sic so fest untereinander verbunden sind,
und ungeachtet aller ihrer Mannichfaltigkcit, von einem
Haupte regiert, und von einem Geiste belebt werden. Seht
La — sagt er — die Einheit. Viele Glieder, aber nur ein
Leib. Also meine Christen! müssen auch wir, ob wir schon
viele sind, und in der Kirche Gottes die mannichfaltigstcn
Verrichtungen haben *), doch Eines werden, wir müssen
miteinander, wie die verschiedenen Glieder im menschlichen
Leibe zusammenhangen, und durch den Zusammenhang nur
*) Und er hat etliche zwar ru Apostel» , etliche aber zu Propheten, etliche
zu Evangelisten, etliche Hirten und Lehrer» gesetzt. Ephes. 4,
ii.