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Jüngern erzählen? Sie wissen es schon vorher, daß sich
die Kirche auf ihn gründen muß. Und endlich hatte er
in dem Falle sagen sollen: ich habe gebauet, oder ich
baue, indem schon wirklich eine nicht geringe Anzahl der
Gläubigen vorhanden war, welche unter seiner unmittelba
ren und sichtbaren Regierung die Kirche ausmachten. So
aber sagt er: ich werde bauen, weil er den Simon
erst nach seiner Auferstehung zum Grundsteine der Kirche
bestellen will.
Nicht der Glaube oder das Glaubenökenntniß des S i-
mon für sich betrachtet. Er mag wohl damit den Vor
zug einigermaßen verdient haben, aber der Grund muß
immer mit dem Gebäude unter einer Gattung der Dinge
stehen. Weil also die Kirche eine Versammlung der Men
schen, als lebender Steine ist, *) so kömmt es auch nur
einem Menschen, nicht einer abgezogenen Tugend zu, der
selben Grundstein zu seyn.
1 Nicht ein jeder Gläubige. Denn wenn alle Gläubigen
zum Grundsteine gehören, wo sind die Mauern und übri
gen Theile des Gebäudes? „Wenn der ganze Leib —
fragt Paulus irgendwo **) — das Auge war, wo blieb
das Gehör? Wenn er ganz das Gehör war, wo blieb
der Geruch?
Nicht ein jeder Apostel. Sie verdienen zwar allerdings
wie ein Fundament der Kirche geehrt zu werden,***) weil
sie ihre Lehre unmittelbar aus der göttlichen Quelle ge
schöpft, weil sie Partikularkirchen gestiftet, und auch die
allgemeine besorgt und regiert haben. Unterdessen sind sie
doch, vermöge der angezeigten Gründe, derjenige Fels
nicht, wovon hier Christus spricht.
Er redet zum Simon; er heißt ihn einen Felsen, und
verspricht auf diesen Felsen die Kirche zu bauen.
*) So sollet auch ihr selbst, wie lebendige Steine, zu einem geistlichen
Hause darauf gebaut werden, r. Petr. 2,
**) 1. Kor. 12, 17.
**') Ihr seyd auf den Grund der Apostel und Propheten gebauet.
Lphes 2, -0.