Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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schon erwiesen worden, daß die Schlüssel des Himmelreichs 
nichts gerinzers andeuten, und anderseits ist's un laug bar, 
daß sie dem Petrus jetzt, vermöge des neuen Auftrags, 
die Schafe Christi zu weiden, wirklich übergeben wer 
den; nicht nur, weil die Verheißung des Erlösers einmal 
mußte in Erfüllung gehen, und keine andre Stelle des 
Evangeliums, wo es geschehen wäre, aufzubringen ist, son 
dern auch, weil der gegenwärtige Ausdruck, obwohl aus 
einem andern Fache der Verblümung, dennoch wieder den 
vorigen Begriff erweckt. 
Die Lämmer und Schafe weiden, was heißt eö? — 
Das Hirtenamt verwalten; und wer weiß nicht, daß cs 
in seinem Umfange mannichfaltige Verrichtungen enthalt, 
wozu eine obrigkeitliche Gewalt erfodert wird? Daher ist 
eS bey den weltlich n und geistlichen Schriftstellern sehr ge 
wöhnlich, diese Allegorie auf die Beherrscher der Nationen 
und auf ihre Regierungshandlungen anzuwenden. Schon 
Homer heißt den König Agamemnon einen Hirten der 
Völker,*) und Jsaias ruft dein Cyruö zu, „du bist 
mein Hirt" **) da er ihm eben im Namen des Herrn ein 
großes und mächtiges Reich verspricht. So auch, wo wir 
in unserer Übersetzung lesen: „ Du sollst sie mit einer eiser 
nen Ruthe beherrschen ***)'' kömmt im Grundtexte das 
Wort Raah, Weiden vor. Im Gegentheil, wird das 
hebräische M a sch a l, Regieren beym Propheten M i- 
ch a a S, im griechischen beym Matthäus, mit Pimä n o, 
Weiden ausgedrückt." Von dir wird der Führer aus 
gehen, der mein Volk Israel (weide) regiere ****)". Und 
eben dieses griechischen Wortes Pimäno, das mit einem 
besondern Nachdrucke, das Hirtenamt mit der Gewalt vor 
zustehen und zu regieren verbindet, *****) bedient sich der 
Evangelist Johannes, da er uns diese Geschichte erzählt. 
£> wie hatte erö uns klarer andeuten können, daß Petrus 
*) Illi»d. 1. 2. 
**) Jsaias 44, 2 . 
***) Psalm 2, 9. 
****) Matth 2. 6. 
"***) Siehe geh. Offenb. 19, i;. im griech. Text.
	        
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