Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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öttrcf) den Auftrag, weide meine Lämmer -—- Mil höchs 
sten Vorsteher und Regierer der ganzen Kirche ist gefetzt 
worden 
Der ganzen Kirche, sage ich, und wer sich davon aus- 
nimmt, der will unter die Lämmer oder Schafe Christi 
nicht gezahlt, und folglich in seiner Kirche nicht seyn. Zwar 
sagt Christus nicht: weide alle meine Schafe; aber die 
Allgemeinheit wird durch das zueignende Fürwort meine 
klar genug ausgedrückt. In Wahrheit! wenn ein sterbender 
Vater sagt: ich überlasse meine Güter meinen 
Söhnen, so wird weder ein Theil der Güter, noch ein 
Sohn vermöge dieses letzten väterlichen Willens ausgeschlos 
sen. Eben also müssen hier alle diejenigen Schafe verstan 
den werden, worauf sich das Fürwort meine bezieht. 
Und wer wünscht es sagen zu können: auf mich bezieht es 
sich nicht? Alle Glieder der Kirche gehören darunter; ihre 
Tugend mag noch so groß, ihr Charakter noch so 
ehrwürdig, ihre Stelle noch so ansehnlich seyn. Die 
Kirche ist der Schafstall, welcher da dem Petrus zu be 
sorgen anvertraut wird; denn ist es nicht ein Ding, weide 
meine Schafe, oder besorge meinen Schafstall? Alle Schafe, 
welche Christi sind, müssen sich entweder darin befinden, 
oder darin geführt werden. *) 
Endlich wozu jene sorgfältige Unterscheidung der Läm 
mer, und der Lämmer oder Schäfchen, und der Schafe, 
wenn kein Geheimniß dahinter steckt? Aber ja nicht ein 
unergründliches. Was ist natürlicher, als daß wir darun 
ter alle Gläubigen in drey Klassen eingetheilt verstehen? 
Man mag über die Lämmer und Schäfchen raifonniren, 
wie man will, dieses ist gewiß, daß die Schafe die Müt 
ter der Lämmer und Schäfchen sind. Der Umstand erin 
nert uns an die Apostel und Bischöfe, welche die übrige 
Heerde der Gläubigen in Jesu Christo gezeugt haben. 
Und 
*) Und ich fisll'c neck andere Schafe, welche nicht ans diesem Schasstalle 
sind, dieselben muß ich auch herbeyführen; und sie werden meine Stim 
me hören, und es wird eine Heerde, und ein Hirte werden. 3°$» 
io, i;.
	        
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