Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

— Si- 
ttnt) so wird der Schluß unumgänglich nothwendig, daß 
Petrus auch den übrigen Aposteln, zum Haupte ist ge 
geben worden. Wer soll sich also getrauen, ein anderes 
unedleres Glied der Kirche , seiner Gerichtsbarkeit zu 
entziehen? 
Jetzt wieder zurück ins Geleise. Das sichtbare Haupt, 
das Jesus Christus seiner Kirche hinterlassen hat, ist 
der Mittelpunkt der Einheit, die alsdann entspringt, wenn 
sich demselben alle Gläubigen unterwerfen. Wenn nach der 
uralten Regel deö heiligen Blutzeugen Ignaz, in den 
Partikularkirchen das Volk mit seinem Klerus, der Klerus 
mit seinem Bischöfe, der Bischof mit dem allgemeinen 
Oberhaupte vereinigt sind, so wird die wahre Kirche ihrer 
ursprünglichen Einrichtung gemäß wahrhaftig Eines, und 
alle Spaltungen unmöglich. Wer sich von dieser Einheit 
muthwillig trennt, ist wie ein Glied, das vom menschlichen 
Leibe, wie eine Rebe, die vom Weinstocke abgehauen wird» 
Das Glied vermodert, und die Rebe verdorrt, der Leib 
aber und der Weinstock leben noch ünmer fort. 
!E^er Einheit steht zunächst die Heiligkeit zur Seite; der 
zweyte wesentliche Ünterscheidungöcharakker der wahren Kirche» 
Sie muß heilig seyn. Dieses ist der ernstliche Wille ihres 
göttlichen Stifters *). Zu dem Ende hat er sie geliebt, in 
seinem Blute gewaschen, und von allen Makeln gerei 
nigt **). Zu dem Ende hat er ihr eine heilige Lehre, hei 
lige Glieder, und die wirksamsten Mittel zur Heiligung ge 
geben. Drey Stücke, aus deren Beschaffenheit auf die 
Heiligkeit oder Nichtheiligkeit einer Kirche kann geschlossen 
werden. 
*> Dieses ist der Wille Gottes, eure Heiligung, i. Tbessal- 4, ?- 
*') Wie Christus die Kirche geliebt — damit er sich selbst eine herrliche 
Kirche darstellte, die weder Makel, noch Runzeln noch etwas derglei 
chen hatte, sondern heilig und unbefleckt wäre, Lphes. 2; — 27- 
Ph'lvs. der Religion 4. Band. 
*
	        
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