Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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«ufer den Zwölfen gab es einen Judas, und wer weiß 
es nicht, daß die blühendste Kirche zu Korinth eine ge 
raume Zeit einen öffentlichen Blutschänder in ihrem Schooße 
erdulden mußte. 
Die Bösen also, so lange sie es nicht aus den Grund 
sätzen ihrer Kirche sind, geben kein gütiges Zeugniß widec 
die Heiligkeit derselben, und auch keinen Grund, sich von 
ihr zu trennen, welcher vor dem Angesichte des allerhöch 
sten Richters bestände; die Guten hingegen, die Frommen 
und Heiligen sind immer ein lebendiger und unwidcrsprcch- 
licher Beweißthum für die Heiligkeit der Kirche, in deren 
Schooße, und nach dercm Lehrsysteme sie leben. 
Und zugleich ein nothwendiger Beweißthum, denn wer 
würde die Kirche für heilig achten, wenn sie keine Früchte 
der Heiligkeit hervorbrachte? Sie würde ein unnützer, un 
fruchtbarer Baum seyn, woferne sie unter ihren Anhän 
gern keine wahrhaft heiligen Männer zahlte, und man 
müßte daraus schließen, daß sie ihren Kindern, keine wirk 
samen Mittel der Heiligkeit anböte. 
Und dieses ist dennoch ein wesentlicher Bestandtheil der 
Heiligkeit, vermittelst deren sich die wahre Kirche von allen 
nachgeäfften unterscheidet. Muß sie heilig seyn, so muß sie 
auch Heilige bilden; muß sie Heilige bilden, so muß sie 
auch die dazu nothwendigen Mittel in Bereitschaft haben; 
Mittel, die allgemein brauchbar, der menschlichen Schwach 
heit angemessen, undungeachtet aller entgegenstehenden Hin 
dernisse für sich vermögend sind die Wirkung gewiß her 
vorzubringen. Mansteht wohl, daß es den Menschen nicht 
zusteht, dergleichen Mittel zu erfinden oder zu bestimmen. 
Eine übernatürliche, eine göttliche Macht wird dazu crfo- 
dert. Der Goctmenschallein konnte eS bewirken, und ge 
wiß nur in seiner Kirche hat er eS bewirkt. Was folgt 
daraus? — Die christlichenGesellschaften, welche sich für die 
wahre Kirche ausgeben, und eS glicht sind, haben keine 
Mittel, ihre Mitgenossen zu heiligen. Laßt uns weüec 
gehen«
	        
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