Full text: Philosophie der Religion , 6 (06)

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Nein! dergleichen schlimmen Folgen wird auch vorge-' 
beugt. Die ersten Bischöfe empfangen noch dazu die Ge 
walt, wieder andere Bischöfe einzuweihen, und ihnen mit 
der Einweihung eben dieselbe Gewalt mitzutheilen. So 
wird eine ununterbrochene, und bis auf's Ende der Zeiten 
hinauslaufende Reihe der rechtmäßigen Hirten entspringen, 
und die Kirche nie an bevollmächtigten Vorstehern Mangel 
haben. 
In der That, also ereignete sich's, und deßhalben wur 
de nie jemand für einen rechtmäßigen Hirten erkannt, wel 
cher in dieser stetigen Reihe keinen Platz einnahm. Wer 
nicht vom Levi durch den Aaron in gerader Linie, ver 
mittelst der fleischlichen Zeugung abstammte, konnte im al 
ten Bunde kein gesetzntäßiger Priester, und wer nicht von 
einem Apostel oder einem ordentlichen Nachfolger der Apo 
stel, in einer R.ihe, vermittelst der geistlichen Weihe dazu 
bestellt war, im neuen kein rechtmäßiger Bischof seyn. 
Dieses war immer der einzige Weg, zum Hirtenamte zu 
gelangen, und wer auf andern Wegen dazu kam, wurde 
stets für einen Miethling und Verführer gehalten. *) 
Die Wahrheit bleibt in allen Jahrhunderten dieselbe, 
also dürfen auch wir nicht anders denken. Auch jetzt müssen 
die Hirten der rechtgläubigen Heerde in einer ununterbroche 
nen Reihe von den Aposteln herstammen; so daß wir im 
mer von einem jeden Bischöfe auf seinen unmittelbaren 
Vorfahren, oder wenigstens auf den, welcher ihn geweihet 
hat — wo das Bischofschum neu errichtet ist •— und so 
weiter zurückgehen mögen, ohne zu ruhen, bis wir auf 
einen aus den zwölf Aposteln, und durch denselben endlich 
auf den H rrn der Apostel, auf J c su ni Christum selbst 
kommen, welcher der wesentliche und ewige hohe Priester 
ist, der Priester nach der Ordnung Melchisedechs. So 
wenig die wahre Kirche ohne rechtmäßige Hirten bestehen 
kann, so nothwendig ist ihr diese zusammengekettete Folge 
der Bischöfe, weit eben dort, wo die Kette reißt, die 
*) Wer nicht zur Thüre in den SchaMt eingebt, sonder» anderswo 
hme'nstejgt, der ist ei» Dieb und Mörder. Wer aber durch die Thürk 
eingeht, der ist ein Hut der Schafe» I o h. i», 12.
	        
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