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bald dichtet man ihm einen «nächten Verstand an;
Und so lange dieß geschieht, kann di.' Glaubenöregel zu
nichts nützen; sie wird vielmehr eine Quelle unendlicher
Streitigkeiten. Es ist noch nicht Zeit, alle diese Fehler
einzelnwejse zu durchgehen, aber einen, und zwar gleich den
ersten, wollen wir vor die Hand nehmen.
Man verstümmelt offenbar das Wort Gotteö, wenn man
es wagt, nichts dafür anzunehmen, als was geschrieben ist.
Woher wissen sie cö, diese Herren, daß der Urheber der
christlichen Religion alles habe schriftlich aufzeichnen laßen,
was er mündlich gelehrt hat? ihre ursprüngliche Einrich
tung erfoderl eö gewiß nicht.
Di? Schrift mag vielleicht mit zu den charakteristischen
Eigenschaften des moralischen Gesetzes gehören, weil es nicht
eher gegeben, als geschrieben wurde, und deswegen die Be
nennung des Geschriebenen erhielt; aber in dem evangelischen
hat die Sache eine ganz andere Bewandniß. Die Prophe
ten, wann sie in ihren himmlischen Entzückungen in die
Zukunft hineinsehen, und von dem göttlichen Christen
thums weissagen, gedenken nie einer Schrift oder eines
Schriftstellers, sie setzen im Gegentheile immer der alten
Schrift die lebendige Stimme, und den redenden Mes
sias dem schreibenden Moses entgegen. Der Herr —
sagen sie *) — wird dem Erlöser die Worte in den Mund
geben; und diese Worte werden von Mund zu Mund den
nachfolgenden Geschlechtern unversehrt überliefert werden.
Ja, Gott selbst, da er unö durch den Moseö einen neuen
Gesetzgeber und Propheten ankündigt, verspricht zugleich,
daß er seine Worte in desselben Mund legen wolle. Und
( wozu? Damit er sie niederschreibe, oder niederschreiben lasse?
Nein, damit er sie rede **). Jeremias zwar thut
*) Da der Erlöser - - - kämmen wird, spricht der Herr - - - meine
Worte, die ich in deine» Mund gelegt habe, werden weder von deinem
Munde, noch von den. Munde deiner Kinder, noch von dem Munde
deiner Endel abweichen. Isa. 20. 21.
**) Ich will ihrtfii aus der Mitte ihrer Brüder einen Propheten erwecken,
wel er dir soll gleich sey»; und wll meine Worte in seinen Mund
le>», und ■ wird alles zu ihnen reden, was ich ihm befehlen werde.
Deut. i%, 1$.