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Der Ertrunkene
— Da bin ich, Patin, ich will Dir 'ne Suppe
machen. Sei nicht böse, ich komme.
Und sie eilte hinab. Es war niemand da.
Sie war erschrocken, als hätte sie der Tod
berührt, und lief davon, um die Nachbarn zu
Hilfe zu rufen. Da tönte ganz nahe an ihrem
Ohr die Stimme:
— Ich habe nich gefrühstückt, Gott ver
damm mich!
Und der Papagei blickte sie mit seinem großen,
runden, bösen, frechen Auge aus dem Käfig an.
Und auch sie sah ihn erschrocken an und flüsterte:
— Ach, Du bist's.
Er sagte, den Kopf schüttelnd:
— Wart nur! Wart nur! Wart nur! Daß
Du nicht faul bist!
Was ging in ihr vor? Sie fühlte, begriff, daß
er es war, der Tote, der wiedergekommen war,
der das Federkleid dieses Tieres nur geborgt
hatte, um sie wieder zu schinden, daß er fluchen
würde, wie früher, den ganzen Tag, ihr Schimpf
worte an den Kopf werfen, um die Nachbarn herbei
zu rufen, daß sie lachten. Da stürzte sie sich
auf den Käfig, öffnete ihn, packte den Vogel,
der sich wehrte und ihr mit Schnabel und
Fängen die Haut aufschlitzte. Aber sie hielt ihn
mit aller Kraft in beiden Händen, warf sich zu