Full text: Gesammelte Werke (15)

Die Probe 
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Aber in Saint-Germain sahen sie wenig 
Menschen. Sie hätten neue Bekanntschaften an 
knüpfen und sich ohne Beschäftigung, unter fremden 
Leuten lebend, vom Morgen bis zum Abend eine 
neue Existenz schaffen müssen. Da hatte die Ein 
tönigkeit der immer gleichen Stunden, sie ein 
wenig gegeneinander in reizbare Stimmung ver 
setzt. Und das ruhige Glück, das sie erhofft und 
in Ruhe erwartet, kam nicht. 
An einem Junimorgen hatten sie sich eben zum 
Frühstück gesetzt, als Bondel fragte: 
— Kennst Du die Leute, die in dem kleinen 
roten Häuschen am anderen Ende der Nue du 
Verceau wohnen? 
Frau Bondel war offenbar mit dem falschen 
Fuß aufgestanden und antwortete: 
— Ja und nein. Ich kenne sie, aber ich will 
sie nicht kennen. 
— Weshalb denn? Sie machen einen sehr 
netten Eindruck. 
— Weil 
— Ich habe heute früh den Mann auf der 
Straße getroffen, und wir sind ein Stück zusammen 
gegangen. 
Bondel fühlte, daß ein Gewitter in der Lust 
lag, und schloß: 
— Er hat mich nämlich zuerst angeredet. 
S*
	        
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