Die Probe
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Aber in Saint-Germain sahen sie wenig
Menschen. Sie hätten neue Bekanntschaften an
knüpfen und sich ohne Beschäftigung, unter fremden
Leuten lebend, vom Morgen bis zum Abend eine
neue Existenz schaffen müssen. Da hatte die Ein
tönigkeit der immer gleichen Stunden, sie ein
wenig gegeneinander in reizbare Stimmung ver
setzt. Und das ruhige Glück, das sie erhofft und
in Ruhe erwartet, kam nicht.
An einem Junimorgen hatten sie sich eben zum
Frühstück gesetzt, als Bondel fragte:
— Kennst Du die Leute, die in dem kleinen
roten Häuschen am anderen Ende der Nue du
Verceau wohnen?
Frau Bondel war offenbar mit dem falschen
Fuß aufgestanden und antwortete:
— Ja und nein. Ich kenne sie, aber ich will
sie nicht kennen.
— Weshalb denn? Sie machen einen sehr
netten Eindruck.
— Weil
— Ich habe heute früh den Mann auf der
Straße getroffen, und wir sind ein Stück zusammen
gegangen.
Bondel fühlte, daß ein Gewitter in der Lust
lag, und schloß:
— Er hat mich nämlich zuerst angeredet.
S*