Full text: Gesammelte Werke (15)

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DaS Bild 
Kleider angezogen oder sich anders frisiert, oder 
sie machen den Eindruck, als wüßten sie genau, 
daß sie gemalt werden und daß sie dann vor allen 
da stehen werden, die sie ansehen, oder sie geben 
sich absichtlich lässig in einem studierten Negligö. 
Die einen stehen majestätisch da in voller 
Schönheit, mit einem Ausdruck von Größe, den 
sie sicher im gewöhnlichen Leben nicht oft gehabt 
haben. Andere zieren sich auf der starren Lein 
wand, und alle haben irgend eine Blume, ein 
Schmuckstück, eine Falte am Kleide oder einen 
Zug um den Mund, der vom Maler offensichtlich 
auf den Effekt berechnet ist. Ob sie nun einen 
Hut aufhaben, eine Spitze über dem Haar oder 
im bloßen Kops sind, man errät immer irgend 
etwas, das nicht ganz natürlich ist. Was? weiß 
man nicht, da man sie nicht gekannt hat, aber 
man fühlt es. Es ist. als wären sie nur zu Besuch 
der Leuten, denen sie gefallen möchten und vor 
denen sie sich möglichst vorteilhaft zeigen wollen. 
Ihre Stellung, sei sie von oben herab, sei sie 
ganz bescheiden, ist einstudiert. 
Was soll ich von dieser sagen? Sie war 
ganz intim, zu Haus, allein. Ja, sie war allein, 
denn sie lächelte, wie man lächelt, wenn man still 
an etwas Trauriges und Süßes denkt, nicht wie 
man lächelt, wenn einen jemand sieht. Sie war
	        
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