Full text: Gesammelte Werke (15)

- Me fünfundzwanzig Franken der Oberin 195 
der langen und beweglichen Nase. Seine Nach 
barn im Schlafsaal konnten, so krank sie auch 
waren, nicht mehr vor Lachen, und die Oberin 
kam oft an sein Bett, um sich eine Viertelstunde 
über ihn zu amüsieren. Und für sie erfand er noch 
größeren Blödsinn, ganz neuen Ulk. Und da er 
zu allem Unsinn bereit war, that er jetzt plötzlich 
ganz fromm, sprach, wie ein gesetzter Mann, der 
wohl'weiß, wann der Spaß aufhört, vom lieben 
Gott. 
Eines Tages kam er darauf, er wolle ihr vor 
singen. Sie war sehr erfreut und kam nun öfters. 
Und um seine Stimme zu bilden, brachte sie ihm 
ein Gesangbuch. Da saß er in seinem Bett, denn 
er konnte sich wieder etwas bewegen, und stimmte 
mit falscher Stimme Loblieder an zum Preise 
Gottes, der Jungfrau Maria und des heiligen 
Geistes, während die dicke Schwester am Fußende 
des Bettes stand, ihm den Einsatz angab und mit 
den Fingern den Takt schlug. Sobald er gehen 
konnte, bot ihm die Oberin an, ihn einige Zeit 
zu behalten, damit er in der Kapelle beim Gottes 
dienst singen, und zugleich Meß - und Sakristan- 
dienste leisten könne. Er nahm an, und vier 
Wochen lang stimmte er, im weißen Chorhemd 
herumhumpelnd, Psalmen und Responsorien an, 
mit so komischer Kopfhaltung, daß die Zahl der 
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