Full text: Gesammelte Werke (15)

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Ein Scheidungsgrund 
Ich will Ihnen garnicht, meine Herren, dies 
seltsame Benehmen, das wir alle nicht begreifen, 
näher auseinandersetzen Ich werde Ihnen nicht 
das furchtbare Beieinanderleben dieser beiden 
Wesen und den entsetzlichen Kummer der jungen 
Frau ausmalen. 
Es genügt mir, um Sie zu überzeugen. Ihnen 
ein paar Auszüge aus einem Tagebuch vorzulesen, 
das der arme junge Mann täglich geführt hat — 
der arme Irrsinnige. 
Denn, meine Herren, wir stehen einem Irr 
sinnigen gegenüber! Und der Fall ist um so 
merkwürdiger, um so interessanter, als er in vieler 
Hinsicht an den Wahnsinn des unglücklichen 
Fürsten, der eben gestorben ist, des merkwürdigen 
Königs erinnert, der platonisch über Baiern herrschte. 
Ich möchte diesen Fall „den poetischen Wahnsinn" 
nennen. 
Sie erinnern sich, was man alles von diesem 
seltsamen Fürsten erzählt hat. Er ließ in den 
wundervollsten Gegenden seines Königreichs wahre 
Feenschlösser errichten. Die thatsächliche Schönheit 
der Dinge und des Ortes genügte ihm nicht, für 
jene Wunderburgen erdachte er sich und erschuf 
er einen künstlichen Himmel, durch Theaterkünste 
neue Rundsichten, gemalte Wälder, Feenreiche, wo 
jedes Blatt an den Bäumen aus Edelsteinen be
	        
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