Full text: Gesammelte Werke (15)

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Ein Scheidungsgrund 
noch ein paar Stellen aus dem Tagebuch lesen, 
das wir in einem Fach des Schreibtisches gesunden 
haben: 
— Wie traurig und häßlich das alles ist. 
Immer dasselbe, immer gräßlich. Ach, ich träume 
von einer schöneren Erde, verschiedener gestalt 
stolzer und vornehmer. Wenn der Gott diese. 
Leute wirklich lebte, wie armselig wäre er doch 
an Einbildungskraft, wenn er nicht andere Dinge 
anderwärts geschaffen hätte. Immer nur Wälder, 
kleine Wäldchen, Flüsse, die wie Flüsse aussehen, 
Ebenen, die den Ebenen ähneln. Alles ist ewig 
das Gleiche. Und der Mensch? Der Mensch, 
welch' fürchterliches Vieh ist er doch, — bösartig, 
ehrgeizig, widerlich 
Man müßte lieben, lieben bis zum Wahnsinn, 
aber ohne das zu sehen, was man liebt. Denn 
mit dem Sehen kommt die Einsicht, und mit der 
Einsicht die Verachtung. Man müßte lieben, indem 
man trunken wird vom Weibe, wie Wein uns 
trunken macht, so sehr, daß man nicht mehr weiß, 
was man trinkt. Und trinken, trinken ohne ab 
zusetzen, ohne Atem zu holen, Tag und Nacht . . 
Ich glaube, ich habe es gefunden. In ihrem 
ganzen Wesen hat sie etwas Ideales, daS nicht
	        
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