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Ein ScheidungSgrund
Diese Blumen da, die den Vorraum meiner
heimlichen Leidenschaften schmücken, sind meine
Dienerinnen, nicht meine Favoritinnen.
Sie grüßen mich, wenn ich vorüberschreite, in
ihrer wechselnden Farbenpracht und ihrem frischen
Dufthauch.
Sie sind reizend, niedlich. Acht Reihen hoch
links, acht Reihen hoch rechts aufgebaut und stehen
so eng aneinander, daß sie wie zwei Gärten aus
sehen, die bis zu meinen Füßen herabreichen.
Mein Herz bebt, mein Auge entzündet sich,
wenn ich sie sehe; das Blut jagt mir durch die
Adern, meine Seele jauchzt auf, und meine Hände
zittern vor Lust, sie zu betasten. Ich gehe weiter.
Am Ende dieser hohen Gallerte liegen drei ge
schlossene Thüren. Ich kann wählen, ich besitze
drei Harems.
Am häufigsten gehe ich zu den Orchideen,
meinen Lieblingszauberinnen. Ihr Zimmer ist
niedrig, betäubend. Die feuchte, warme Luft näßt
die Haut, läßt den Atem kürzer werden und die
Finger beben. Jene seltsamen Mädchen kommen
aus sumpfigen, heißen, ungesunden Ländern, sie
berücken wie Sirenen, töten wie Gift, sind wunder
bar, entnervend und entsetzlich. Da stehen welche,
die aussehen wie Schmetterlinge, mit Riesen-
klügeln, kleinen Pfötchen und Augen. Denn sie