XL.
Als sie im komfortablen Hotelzimmer mor-
gens erwachten und Herr Wilde die Rolläden
hochzog, drang ein goldener Streifen früher
Sonne in den Raum. Aus dem noch vom Morgen-
nebel zart angehauchten Spiegel des nahen
Adriahafens ragten hohe Schiffsschlote in die
Höhe. Etwas abseits in vornehmer Reserviert-
heit stand blank und schlank mit blendend wei-
Bem Aufbau voll schwarzumränderter Bullaugen
der große Lloyddampfer, der um die Mittags-
stunde ihrer harrte. Man hatte noch viel Zeit.
Frau Ida streckte sich noch einmal in den wei-
chen Kissen, so frei und bar aller Bindungen
hatte sie sich seit frühester Jugend nicht mehr
gefühlt. „Schon fertig zum Ausgehen?“ rief sie
noch ihrem Gatten, der schon völlig angezogen
dastand, zu, und hörte im Halbschlummer des-
sen Antwort kaum.
Einen kleinen Morgenbummel durch die Stra-
Ben der fremden Stadt wollte Norbert Wilde
unternehmen. In den Geschäftsstraßen der Ha-
fenstadt war das rege Leben kräftig erwacht
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