64 Der Zerstreute.
Leander. Vsr sich. Vielleicht könnte sie
wieder herkommen.
Rätter. Ich weiß, daß sie mein Schwager
werden wollen, das ist recht gut; meine Schwe- j
fier kann gefallen, sie ist reich an Tugend, an
baaren Geld aber, ohne sie zu schmeicheln, nicht
sonderlich, denn mein Vater, als erstarb, hat
uns nichts Hinerlassen als seineSchulden, und die
Art ihm nachzuleben. Der Reichthum ist nicht
so groß, wie sie sehen.
Leander. Hatten sic sonst keinen anderen
Vater gehabt?
Rrtter. (Lacht.) Wie?
Leander. Keine andere Schwester wollt ich
sagen.
Rarlm. Der Irrthum ist zu verzeihen, man
muß nicht so sehr lachen.
Ritter. Ich kenne ihre Geburt, und ihre
Redlichkeit. Ein einziger Fehler nur verräth sie
überall; im Grunde hat er nicht viel zu sagen;
aber ich möchte sie davon befrcyt sehen; man
sagt: sie waren ein wenig zu viel zerstreut, und
jedermann gesteht, daß diese Schlafsucht der
Vernunft entgegen seye,und derNarrheit gleiche.
Leander. Es kann nicht jeder so vernünf
tig seyn, wie sie; denn ein jeder Mensch ist auf
seine Art närrisch; Ich muß ihnen noch Dank
sagen, weil sie nur einen Fehler in mir finden,
denn ich verbesseren solle.
Ritter. Was ich ihnen sage, geschieht aus
Freundschaft; ich finde sie um die Hälfte noch
zu