Full text: Gottgesandte Wechselwinde

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„Der Fabrikant" von Souvestre-Devrient. Die nächste 
Nolle sollte die des Oberhosmeisters in Hackländers „Ge 
heimem Agenten" sein, die letzte „Der Goldbauer" von der 
Birch-Pfeifser. 
Pochenden Herzens stellte sich der Debütant ein paar 
Tage vor Beginn seines Gastspiels in Karlsruhe ein, dem 
„süddeutschen Potsdam", wie man damals die badische 
Fächerstadt oft bezeichnete - weil der Großherzog Friedrich 
eine preußische Prinzessin, die Enkelin der Königin Luise, 
geheiratet hatte. Ob es wohl noch möglich war, Devrient 
zu erweichen, daß er wenigstens eine dankbarere Aufgabe 
stellte? Eine große Bittansprache war in Gedanken schon 
festgelegt. 
Im schwarzen Bratenrock, mit dem ungewöhnlich hohen 
Zylinder, einer Ausstattungsspende aus feines Schwieger 
vaters Nachlaß, mit hohlen Wangen und ängstlich irrenden 
blauen Augen begibt sich der junge Anwärter über den halb 
kreisförmigen Schloßplatz zur Theaterkanzlei. Alles bedrückt 
ihn hier in Karlsruhe: das Militär, die Hofequipagen, die 
würdevoll schreitenden Beaniten mit ihren Aktenmappen. 
Das Hostheatcr mit den mächtigen Säulen ist ein Riesen 
bau, gegen den der Meininger Kunsttempel wie eine 
Scheune wirkt. In einem der feierlich still daliegenden Ver 
waltungsgebäude links voin Theater befindet sich die Direk 
tion. Eduard Devrient ist in der Geschichte der Schauspiel 
kunst der erste Bürgerliche, dein die selbständige Leitung 
eines Hoftheaters anvertraut worden war. Aber der äußere 
Zuschnitt ist ganz Hof geblieben. Schon die Vorzimmer- 
Exzellenzen geben sich als Hofbeamte: hoheitsvoll, fast un 
nahbar. Ein überlebensgroßer Kastellan im silberknöpfigen 
Blaurock nickt gönnerhaft, als der schmächtige, junge 
Mann, der wie ein Kandidat der Theologie wirkt, seine
	        
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