sich besonders Mutige aufs Konzertpodium und auf die
Bühne, oder sie malten, aber die Kunstbcflissenen wurden
doch sehr unglücklich, wenn ihr Talent nicht außerordentlich
hervorragte. Nun hatte sich da in Berlin eine Gartenbau
schule für junge weibliche Hilfskräfte aufgetan, und die
Schülerinnen, die die mehrjährigen Ausbildungskurse mit
machten, sollten darin so weit gefördert werden, daß man
ihnen auf jedem größeren Gut die gesamte Gartenpflege
anvertrauen konnte. . . „Natürlich Fleiß, Veranlagung
und Ausdauer vorausgesetzt! Vor allem muß eben der Sinn
dafür vorhanden sein!" Sie lachte herzlich. „In Berlin soll
es ja Leutchen geben, die selbst als Erwachsene noch nicht
Roggen von Weizen unterscheiden können!" Tapfer be
kannte ich mich zu diesen Unglücklichen und ließ mich gut
willig auch von meinen Kameraden auslachen. Nur freute
mich's, daß gleich darauf der eine die Esche in der Seiten
allee mit zu den benachbarten Nußbäumen zählte, und der
andere, der beim Jäten mithelfen wollte, in Versuchung
geriet, die ersten Dahliensprößlinge als Unkraut zu ver
werfen.
Hätte nicht die Turmuhr uns verraten, daß wie schleu
nigst zum Frühdienst mußten, wir wären an diesem kühlen
und doch sonnigen Morgen gern zu einem praktischen Lehr
gang in der Gartenarbeit hiergeblieben.
Ohne Spaß ging es bei den kleinen Hilfsdiensten, die wir
von nun an gelegentlich im Blumen- und im Gemüse
garten leisteten, nicht ab. Kehrten wir gegen Mittag müde,
durstig, bestaubt und verschwitzt vom Exerzierplatz heim,
dann empfing uns zuweilen in der Diele ein gedecktes Tisch
chen, auf dem eine Schüssel mit gezuckerten Johannis
beeren oder Erdbeeren stand, nebst drei löfselbeschwerten
Glastellerchen. Auch in unseren schön gelüfteten und gegen