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D i e Olympier — vier Treppen hoch
Hochzeitsreise in den Grunewald
Äls ich nach Ostern am Schreibtisch saß, hörte ich Ham
merschläge, hörte jenseits der Wand den Mörtel fallen,
hörte anch das Pfeifen, Trällern und Räuspern des Mau
rers. Es störte mich nicht: ich las an diesem Vormittag nur
Korrekturen, weil heute doch der Durchbruch zu der Zwei
zimmerwohnung der aufs Land verzogenen technischen Leh
rerin erfolgen sollte. Nun polterten drüben die ersten Ziegel.
An der Wand in meinem Arbeitszimmer löste sich die Ta
pete, und der Mörtel rieselte auch hier. Ein Loch entstand.
Behaglich lehnte ich mich zurück, nun war es also soweit.
Ein gutmütiger Berliner Arbeitsmann steckte seinen Kopf
herein. „Morsn!" wünscht er. Ich erwidere: „Morsn!"
Der Maurer lacht. „Jk störe Ihnen wohl 'n bisken?"
Darauf ich: „Nee, nee, ik hab auf Ihnen schon mein janzes
Junggesellenleben jelauert." Er mißt mit seinem Sach
verständigenblick den Raum meiner beiden Stuben ab,
dreht sich um und beaugenscheinigt auch den Rest der Etage.
„Jk höre. Sie heiraten. Na ja. Und da wollen Sie nu
jleich die janze Flucht erjreisen? Jk jratuliere!" Er hatte
das Wortspiel so fidel in den jungen Arbeitsmorgen hinein
geworfen, daß ich nicht mehr fo tun konnte, als müßte ich
trotz der Klopferei noch immer eifrig weiter korrigieren.
Ich holte vielmehr den Gilka aus dem Vorratsfchränkchen
heraus. „Darauf trinken Sie eins mit mir, Meifter!
Gemacht?" Ernickte. „Allemal. Bloß noch een Momangz
jleich bin ik so weit, daß ik durchtreten kann."