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wollte er seine frühe Heirat auch heute noch nicht bereuen.
„Also helfe euch Gott auf eurem Olymp !" sagte er, als ich
ihm meldete, daß ich die Wohnung hoch da droben unterm
Dach gemietet hatte.
Wir waren beide keine glänzende Partien, aber wir
hatten Vertrauen zueinander, - wenngleich wir wußten,
daß unser äußeres Dasein oom Wetterglück der Erfolge
fast noch abhängiger war als von meinem Fleiß und von
unserem guten Willen, der ganzen Verwandtschaft zum
Trotz unserem kleinen Literatenhaushalt den Verdacht
einer Bohemewirtschaft fernzuhalten.
Aber daß wir das unerwartete Kapital für die uns gütig
geschenkte Hochzeitsreise nicht sofort anbrachen, das ent
sprang dann doch keiner bürgerlich philiströsen Zwangs
vorstellung vom Sparenmüssen. Vielmehr wollten wir uns
endlich unserer bezaubernden eigenen Wohnung unterm
Dache freuen und wollten in den Flitterwochen tagsüber
viel in den Gruncwald hinaus. Gretes Mutter war nach
Berlin gezogen, hatte ihr Krotofchiner Haus vermietet und
freute sich, ein Weilchen das „Tischlein deck' dich" für uns
spielen zu lassen: ihre Aufwärterin besorgte solange unsere
Küche. Wir „entdeckten" in jenen Tagen in den Berliner-
Museen unendlich viel alte berühmte Kunstwerke - und fast
noch mehr unbekannte Schönheiten in naher Umgebung der
Rcichshauptstadt. Wenn's das Wetter zuließ, verbrachten
wir halbe Tage auf der Havel, umwanderten blaue Seen,
wir wagten uns auch im Norden und im Osten in Walö-
und Seengebiete, die der Bewohner des Berliner Westens
damals kaum dem Namen nach kannte. Von diesen Aus-
siügen kamen wir stets init Feldblumensträußen heim. Die
Blumenwelt bildete ja von nun an den schönsten Schmuck
meines Lebens. Zuerst war ich darin manchmal noch ein