des Soldatenstück wir in diesem Lustspiel besitzen! Ich
wette übrigens' jeder der Jungen hat sich innerhalb der
nächsten zwei Stunden sür Lebensdauer - bei manchen war
sie ja leider nur noch kurz - in Agnes Sorma verliebt! Sie
war noch nie so schalkhaft, so rührend-herzlich, so bezau
bernd gewesen!
Die beifällige Aufnahme des wundervollen Ensembles in
Lille veranlaßte in mehreren Städten des besetzten Gebietes
die Kommandanturen, sich der Theaterpsiege für die vor
übergehend ruhenden Truppen anzunehmen. In Lille selber
übernahm das Gouvernement die Fertigstellung des Thea
terbaus. Unter den Pionieren befanden sich Architekten und
Ingenieure genug, die zur Abwechslung sich gern einmal
auch solch unkriegerischer Arbeit Hingaben. Die Parkett-
sitzreihen fanden sich übrigens unbeschädigt im Lagerschup
pen des Güterbahnhofs vor. Lustspiele und Schauspiele,
Operetten und Opern wurden nun durch die Gastspiele
großer Bühnen aus der „Barbarenheimat" zu Gehör ge
bracht. München, Dresden, Hamburg, Karlsruhe, Leipzig,
Köln und andere Bühnen schickten ihre Ensembles. Der
Kriegslärm hinter der Szene störte nur selten die uni
formierten Theatergäste. Einmal feuerten die Engländer
allerdings heulende Granatengrüße in der Richtung aufs
Stadtinnere, während im neuen Haus „Die Jungfrau von
Orleans" gespielt wurde. Auf den Straßen wurde es da
natürlich menschenleer. Aber im Parkett und auf den Rän
gen blieb alles sitzen, und die Schauspieler sprachen weiter.
Das königliche Hoftheater aus Stuttgart führte die
„Meistersinger", danach sogar den „Ring des Nibelungen"
auf. Das große Liller Haus war bis auf den letzten Platz
besetzt. Eine Schar Theaterbesucher schickte der Witwe
Richard Wagners danach einen Dankbrief für den tiefen
Zi-