Tag zu Tag an Werk. Unterbringen ließen sie sich schließ
lich nur noch unter hanebüchenen Verlusten. Eines Tages
zerriß ich sie. Der Bankvorsteher zuckte die Achsel über
meinen Leichtsinn. Es müsse ja doch noch eine Aufwertung
erfolgen! meinte er; ich solle die Blätter also aus dem
Papierkorb wieder herausholen, sorgfältig zusammen
kleben und, die Karten in der Hand, das Spiel geduldig ab
warten. Kartenfpieler bin ich nie gewesen. Geduld zu
Spekulationen in Gelddingcn habe ich nie besessen. Solche
Erwartungen durften mich nicht belasten. Lieber verzichtete
ich mit raschem Entschluß aus den ganzen Krempel. Um so
eher würde ich wieder ins seelische Gleichgewicht kommen,
hoffte ich, um dann aufs neue mit eigener Arbeit beginnen
zu können. So vieles sollte, wollte und mußte ich doch noch
gestalten!
Als ich im Frühjahr 1923 die nun fällige Police meiner
Lebensversicherung in die Tasche steckte und mich damit nach
der Charlottenstraße zur Direktion der Aktiengesellschaft
begab, da fand ich tatsächlich ein herrlich befreiendes
Lachen: von meiner bei der Verheiratung abgeschlossenen
und bis zum Kriegsausbruch mehrmals erhöhten Lebens
versicherung, die nach dreißig Jahren auszahlbar war,
hatte ich beim Hausbau zwar einen Vorschuß erhalten,
es standen mir jetzt aber noch immer fünfundfechzig-
tausend Mark zur Verfügung. Die erhielt ich. Dreißig-
tauscnd kostete damals freilich eine Straßenbahnsahrt.
Aber Mark war Mark. Der alte Versicherungsdirektor,
der als junger Stadtagent mich vor dreißig Jahren in der
Motzstraße vier Treppen hoch aufgesucht hatte, war jetzt
bleich, zermürbt, drückte mir die Hand, sprach gerührt von
meinem Kriegsbuch, das er kannte, sagte die hier im Hause
jetzt wohl üblichen Worte über den Aufschwung der Wirt