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alles durchsetzt mit schönen weißen Tierplastiken, Meister
werken der alten Meißener Porzellan-Manufaktur, und
noch unendlich viel andere Anregungen prägten sich dem
Gedächtnis ein.
Aber die Farben, der Duft, die künstlerische Form, die
architektonische Gliederung dieser Schöpfung waren doch so
reich und eindringlich, daß mir fast der Mut fehlte, für
meine armseligen tausend Geviertmcter Land den rasch be
rühmt gewordenen Gustav Allingcr zu interessieren. Die
für ihn winzige Arbeit fesselte ihn aber sofort. Er begrüßte
es besonders, daß hier dem Gartengcstalter die Vorhand
gelassen war und daß der Baumeister des Landhauses sich
diesem ersten Plan fügen mußte. Das Grundstück bekam
nämlich eine ganz neue Gestalt. Die ursprüngliche
Straßenhöhe behielt nur ein Viereck, das künftighin wie
ein Senkgärtchen wirkte, denn aus der Baugrube wurde das
Material geholt, um eine große Terrasse aufzuführen, an
die sich ein Steingarten in zwei Stufen anschloß. Rings um
die Rosen- und Phlox- und Darwintulpenbeete zog sich auf
mittlerer Terrassenhöhe der Spazierweg. Der Garten bot
durch diese Aufteilung in verschieden hohe Abschnitte eine
überraschende Weite. Aus dem großen Wohnraum mit den
tief hinabrcichcnden Fenstern trat man ohne Stufe auf die
Wohnterrasse, die gegen Regen durch den breiten Altan des
Obergeschosses geschützt war. Natürlich mußten sich Gly
zinen zu ihm emporranken, von der Nordosteckc her sollten
Nankroscn und die schönsten Wildwcinsorten schräg über die
Fassade klettern. Die Hausterrasse und der Gartenhos, der
die Südsonne empfing, wurden mit Solnhosener Platten
belegt. Ein kleines italienisches Idyll schwebte uns da vor.
Der Bildhauer Hengstenberg hatte eine mühlsteinartige
Vogeltränke ausgehauen, die wir dort zwischen Hortensien