Vorbeikommenden mitgenießen lassen, aber die Stillegung
großer Betriebe nahm damals so stark in Berlin zu, daß
man immer wieder von der Straße her von Arbeitslosen an
gesprochen wurde, denen man - leider ! - nicht helfen konnte.
Mit einem Schlage horte dann die Not auf; denn ein großer
Führer erstand dem deutschen Bolk, der ihm zu allererst das
Wichtigste zum Menschcnglück verschaffte: Arbeit!
. . . Das Kapitelchen vom neuen Heim im alten Westend
wäre unvollständig, wollte ich nicht dankbar derer gedenken,
die es in künstlerischen Feiern sooft beschenkt haben. Der
kleine italienische Terrassenhof im Südostwinkel lockte be
sonders in sommerlichen Abendstunden zu zarter Rokoko-
musik. Wenn im großen Erdgeschoßzimmer musiziert
wurde, dann drang der Klang wohl durch das tief herab
gelassene Fenster bis auf die Terrasse: piano. Oder unsere
jungen Künstler bauten sich unter der großen Weide auf,
neben den Rosen, Ritterspornen und Hortensien, und
spielten Mozarts Oboenguartett, ein Frauenduett gab die
Szene aus Figaros Hochzeit: „Wenn die sanften Abend
lüfte . . ." Oder Agnes von Spehler fang mit einer prächtig
eingeschulten Gruppe ihrer Schülerinnen Schuberts Ständ
chen für Solo und Frauenchor. Es kam niemals zu Stö
rungen von draußen. Der schöne Ton, der harmonischeZusam-
menklang schwebte in der stillen Luft über dem Garten: lebende
Musik, die den abendlichen Spaziergänger mitlauschen ließ.
Im Winter bot das große Erdgcschoßzimmer, obgleich
es nur knapp drei Meter hoch ist, die beste Akustik für manch
stimmungsvolle, auch manch luftige Hausmusik. Gefeierten
Konzertgrößen schloß sich der Schauspieler Hans Brause
wetter mit seinem gutgeschulten Bariton an und bewies,
daß er nicht nur der humorvolle Charakterdarsteller des
Deutschen Theaters ist. Der Pianist Vultee spielte. Oder
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