5. Kapitel. Das System Fichte's.
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vorgestellt werden müssen. Solches findet sich durch eine Selbst
beobachtung, die der Ausgang und die Vorbedingung aller Phi
losophie ist. Ich werde durchaus auf keine andere Weise mei
ner bewußt — ich bin daher gar nicht —, ohne daß ich einen
Gegenstand, sey es auch mein eignes Ich, als etwas von mir
Verschiedenes mir gegenüber stelle. Dieser Akt ist nicht Sache
des schon vor ihm bestehenden Bewußtseyns, sondern Bewußt
seyn wird erst mit ihm. — Ich sehe aber diesem Akte, durch
welchen ich den Gegenstand gesetzt, selbst wieder zu, und unter
scheide mich, den thätigen (Subjekt), von dem was ich mir ent
gegengesetzt (Objekt); obwohl dieses Entgegengesetzte auch nichts
Anderes ist als Ich; denn es ist ja nur meine Thätigkeit selbst.
Das Subjekt und das Objekt sind also beide nur das eine Ich
in seinem Handeln, und das ist die Identität des Selbstbe
wußtseyns, das aber nur besteht, indem es in dieser entgegen
gesetzten Weise thätig ist, als Subjektobjekt. Die doppelte Reihe
— die Thätigkeit, welche Objekte setzt (das reelle Ich), und die,
welche sie beschaut und sich von ihr unterscheidet (das ideelle
Ich), in ihrer Untrennbarkeit (Identität) ist die Vernunft. Die
Objekte können daher nichts von ihr Getrenntes außer ihr seyn,
weil ihr eigner Begriff nur das Setzen dieser Objekte ist. Ich
muß Objekte setzen vor aller Erfahrung, denn bevor ich sie ge
setzt habe, bin ich gar nicht. Daß heißt aber so viel als: es
giebt keine Erfahrung, d. i. kein Vorstellen, das durch Ursachen
außer dem Vorstellenden bewirkt wird, sondern die Thätigkeit,
welche ihrer Natur nach Objekte setzt und sie beschaut, — die
Vernunft — ist das allein Seyende. Die Wirkungen des Ge
setzes dieser Thätigkeit erscheinen nur für das unphilosophische
Bewußtseyn als Erfahrung. — Die Art, wie das Ich sich selbst
sich entgegenstellt und von sich unterscheidet, ist mannigfach, und
daraus entsteht die Verschiedenartigkeit der Vorstellungen. Zwei