Full text: Gottgesandte Wechselwinde

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beschämend gering. Sofort griff der Großherzog in die 
eigene Tasche. Im Karlsruher Schloßpark waren erst 
neuerdings wieder ein paar plastische Arbeiten aufgestellt 
worden, die des Großherzogs Gebefreudigkeit bewiesen. 
Es waren die Marmorgruppen „Hermann und Dorothea" 
und „Oreft und Pylades". Kamen wir auf den Spazier 
gängen mit Vater dort vorbei - oder auch an Friedrich 
Moests vom Großherzog angekauftem Galateabrunnen 
dann wurde stets haltgemacht, und immer wieder wußte 
Vater uns einen neuen Zug näherzubringen. 
Als wir die Wohnung am Marktplatz mit der in der 
Amalienstraße 71 vertauschten - wir wuchsen heran, und 
es wurden zwei Kinderschlafzimmer nötig, Großmutter 
follte auch endlich ihr eigenes Stübchen erhalten -, hörten 
die Spaziergänge mit Vater leider auf. Vater hatte gegen 
feine in Verbindung mit dem Augenleiden auftretenden 
Kopfschmerzen eine Zeitlang Morphium angewendet. Der 
Haushalt wurde immer teurer, die Sorgen verließen ihn 
weder tags noch nachts, die Studienarbeit, die er für 
feine auf geschichtlichem Boden spielenden Jugendschriften 
aufwenden mußte, verschlang immer mehr Zeit. In ähn 
licher Form wie „Der Große König und sein Rekrut" 
waren Vaters umfangreiche Bände „Der alte Derfflinger", 
„Marschall Vorwärts", „Werder, der Löwe von Bel 
fort", „Moltke unterm Halbmond" erschienen - aber der 
Verlag zahlte so niedrige Honorare, daß Vater einen 
aufreibenden Fleiß aufwenden mußte, um gründliche 
Arbeit zu liefern und dabei doch endlich aus den Schulden 
herauszukommen. Die Überanstrengung Vaters rächte sich 
schwer: seine Neuralgie wurde unerträglich. Ein Arzt 
verhalf dem verzweifelnden Patienten zu immer größeren 
Dofcn Morphium. Als Vater an Morphiumvergiftung
	        
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