Full text: Grundriß zur Vorlesung über Allgemeine Staatslehre und Politik

Richard Schmidt, Staatslehre 11. 
als Matrosen) beschliesst. Aber nach dem Perserkrieg unterbleibt 
der Ausbau des Einheitsstaats, weil die wieder herrschende attische 
Landpartei (Grossagrarier) die unvermeidliche Unterwerfung Spartas 
verzögert. Athen begnügt sich gegenüber dem peloponnesischen Bund 
mit Gegengründung eines Bundesstaats der griechischen Seestaaten. 
Perikles bringt (462) mit der Industriepartei die absolute Demo- 
kratie zum Durchbruch (Sturz des Areopag, Archontat an die 
Zeugiten, Auslosung der Rats- und Richterstellen, Diäten) und 
nimmt die athenische Territorialpolitik wieder auf, jedoch ohne 
Erfolg (Niederlage von Koronea 447). Der erneute Versuch 
(peloponnesischer Krieg) scheitert an der zusammenschmelzenden 
Wehrkraft Athens zu Lande, das es versäumt, sie rechtzeitig durch 
Aufnahme der Bundesgenossen ins Bürgerrecht zu ergänzen. Nach 
Athens Sturz (404) zerfällt (387) Griechenland wieder in lauter 
selbständige Stadtstaaten. 
Die makedonischen Eroberungen bewirken zwar ein 
Eindringen der griechischen Kultur in den Orient, verhelfen aber 
politisch einem Zustand des Gleichgewichts militärdespotischer 
Monarchenstaaten nach orientalischem Muster (I) auch in Griechen- 
land zum Siege. Der griechische Stadtstaat dringt nur als selbst 
verwaltender Regierungsbezirk der Monarchie. nach Asien vör. 
IIL Die ältere Entwicklung Italiens folgt ganz dem Vorgang 
der griechischen (etruskische, latinische, sabinische, kampanische, 
grossgriechische Gau-, Stamm- und Stadtstaaten; Uebergang der 
Stadtkönigsherrschaften in Aristokratien (Patrizier): Senat mit 
Konsuln, Prätor, Ädilen, Quästoren — Ständekampf — seit 445 Auf- 
nahme der reichen Plebejer in die Aemter; Volkstribunat als 
Kontröllorgan. Die gesetzgebende und kontrollierende Volksver- 
sammlung (Centuriatkomitien) vermöge einer aus der Urzeit stam- 
menden („servianischen“) ungleichen Abstufung des Stimmrechts 
überhaupt konservativer (Aufsicht des Censor über die Bürgerlisten), 
behält ihren Charakter, weil die Reichen und der Mittelstand 
(anders als II) sich in dem Streben nach Landeroberung be- 
gegnen (einerseits zur Okkupation im ager publicus für Plantagen- 
betrieb mit Sklaven, andrerseits Koloniegründung für die ärmeren 
Bürgersoldaten), das: Proletariat bleibt machtlos. So führt die
	        
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