Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

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riechenden Rohstoffe und Fabrikate wohnt. Im übrigen ist 
diese Lebensweise, die für die Gesundheit aller und insbe- 
sondere für die Entwickelung der Kinder so nachteilig ist, 
keine ausschliessliche Eigenschaft der Einwohnerschaft von 
Berditschew, da sie bekanntlich allen armen jüdischen Fa- 
milien eigentümlich ist. Mithin hängt eine Verbesserung der 
Lage der Bevölkerung von Berditschew und eine Neuord- 
nung der Verhältnisse dieser Stadt wesentlich von dem Er- 
folge der Massnahmen ab, die gegenwärtig [in den 40er 
Jahren] zum Zweck der Reorganisation des gesamten jüdischen 
Volkselements im westlichen Reichsgebiete [offizieller Name 
für Polen] ins Auge gefasst sind . . . 
Nachdem man den Juden verboten hatte, in den Dor- 
fern zu wohnen, mussten sie ihre Schenkhäuser verlassen 
und in die Flecken und Stádte übersiedeln. . . . Die Dorf- 
sehenken, Branntweinstuben und Einkehrhüuser aber, welche 
grôsstenteils den Gutsbesitzern gehörten, gingen in die Hände 
von Bauern, kleinen Hofbesitzern und allerhand Freien über, 
doch muss man sagen, dass die genannten Betriebe dadurch 
keineswegs gewonnen haben, sondern im Gegenteil ein 
grosser "Teil derselben gegenwärtig für die Bedürfnisse der 
Reisenden höchst ungenügend ist. 
In Berditschew sind fast alle Handwerker Juden, und 
in den übrigen Kreisstädten und Flecken ist es ein beträcht- 
licher Teil derselben, so dass, wenn ihre Gesamtzahl, ein- 
schliesslich der nicht Einheimischen, 14000 beträgt, man 
ganz gewiss die Zahl der handwerktreibenden Juden auf 
annähernd 6000 angeben kann. Kiew hatte früher eine so 
grosse Anzahl von jüdischen Handwerkern aufzuweisen, dass 
nach der Ausweisung der Juden aus dieser Stadt ‚einige 
Handwerke daselbst lange Zeit überhaupt keinen Vertreter 
hatten. 
Ist es nachteilig oder vorteilhaft, dass die Juden den 
Handel am Orte beherrschen? Wir sind der Meinung, dass 
man diesen Umstand gegenwártig kein ausgesprochenes Übel 
nennen kann, zumal ja auch die Regierung eine Reihe von 
nützlichen Massregeln zur Annäherung der Juden an die 
übrige örtliche Bevôlkerung plant . . . 
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