Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

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dafür seine Segnungen geniessen sollten. Auch der Vor- 
urteilsvollste unter uns, der den Juden nur deshalb für 
schlecht und ungerecht hält, weil er ein Jude ist, besitzt gleich- 
wohl nicht das Recht, ihm etwas anderes zu wünschen, als 
das, was er für sich selbst wünscht, da doch „der himm- 
lische Vater die Sonne über Bösen und Guten aufgehen 
lüsst und Regen sendet den Gerechten und Ungerechten.* 
Und so darf niemand vou uns, wenn er sich nieht von den 
Grundwahrheiten uuseres Glaubens entfernen will, selbst 
demjenigen, den er für schlechter und ungerechter hält, 
als er selbst ist, etwas Bóses wünschen. Wenn aber das 
Vorurteil bei einigen so weit geht, dass sie den Juden 
als für unsere Gesellschaft in jeder Beziehung schädlich 
betrachten, so haben in dieser Hinsicht jedenfalls diejenigen 
Unrecht, die, um das Übel von sich fernzuhalten, die Juden 
zur Centralisation zwingen. Wenn das Judentum in der 
That ein Gift für uns ist, ist es dann nicht besser, es zu 
decentralisieren und dadurch zu schwächen, statt. seine 
konzentrierte Einwirkung auf einen einzelnen Teil unseres 
Organismus zuzulassen? . . . 
Was auch die eifrigen Verteidiger der rein nationalen 
Aufklärung sagen mögen, die Aufklärung hat eine so allge- 
mein sociale, vermenschlichende Eigenschaft, dass vor ihr 
sowohl Judentum wie Slawentum wie jede andere ein- 
seitig liervortretende Nationalitàt in den Hintergrund tritt . . . 
Spricht denn irgend jemand den Juden auch nur eine 
einzige jener Gottesgaben ab, die dem Menschengeschlechte 
zur Zierde gereichen? Zeugt denn nicht ihre Geschichte, die 
kennen zu lernen bei allen Völkern zur Pflicht gemacht 
wird, von den hohen Vorzügen der Nation? Nennt nicht die 
Wissenschaft mit Achtung die Namen vieler Juden? Sind 
denn selbst unter ihren vornehmsten Vertretern so wenig 
Juden? Und bedarf denn nicht Russland wahrhaft gebil- 
deter Menschen für die verschiedenen Gebiete der bürger- 
lichen Thätigkeit? Wer von denjenigen, die mit der jungen 
Generation der gebildeten Juden bekannt sind, wird ihren 
ungewöhnlichen Eifer für wissenschaftliche Beschäftigungen 
und ihre Fähigkeiten für das Studium ‚der Sprachen, der 
lu.
	        
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