104% —
dafür seine Segnungen geniessen sollten. Auch der Vor-
urteilsvollste unter uns, der den Juden nur deshalb für
schlecht und ungerecht hält, weil er ein Jude ist, besitzt gleich-
wohl nicht das Recht, ihm etwas anderes zu wünschen, als
das, was er für sich selbst wünscht, da doch „der himm-
lische Vater die Sonne über Bösen und Guten aufgehen
lüsst und Regen sendet den Gerechten und Ungerechten.*
Und so darf niemand vou uns, wenn er sich nieht von den
Grundwahrheiten uuseres Glaubens entfernen will, selbst
demjenigen, den er für schlechter und ungerechter hält,
als er selbst ist, etwas Bóses wünschen. Wenn aber das
Vorurteil bei einigen so weit geht, dass sie den Juden
als für unsere Gesellschaft in jeder Beziehung schädlich
betrachten, so haben in dieser Hinsicht jedenfalls diejenigen
Unrecht, die, um das Übel von sich fernzuhalten, die Juden
zur Centralisation zwingen. Wenn das Judentum in der
That ein Gift für uns ist, ist es dann nicht besser, es zu
decentralisieren und dadurch zu schwächen, statt. seine
konzentrierte Einwirkung auf einen einzelnen Teil unseres
Organismus zuzulassen? . . .
Was auch die eifrigen Verteidiger der rein nationalen
Aufklärung sagen mögen, die Aufklärung hat eine so allge-
mein sociale, vermenschlichende Eigenschaft, dass vor ihr
sowohl Judentum wie Slawentum wie jede andere ein-
seitig liervortretende Nationalitàt in den Hintergrund tritt . . .
Spricht denn irgend jemand den Juden auch nur eine
einzige jener Gottesgaben ab, die dem Menschengeschlechte
zur Zierde gereichen? Zeugt denn nicht ihre Geschichte, die
kennen zu lernen bei allen Völkern zur Pflicht gemacht
wird, von den hohen Vorzügen der Nation? Nennt nicht die
Wissenschaft mit Achtung die Namen vieler Juden? Sind
denn selbst unter ihren vornehmsten Vertretern so wenig
Juden? Und bedarf denn nicht Russland wahrhaft gebil-
deter Menschen für die verschiedenen Gebiete der bürger-
lichen Thätigkeit? Wer von denjenigen, die mit der jungen
Generation der gebildeten Juden bekannt sind, wird ihren
ungewöhnlichen Eifer für wissenschaftliche Beschäftigungen
und ihre Fähigkeiten für das Studium ‚der Sprachen, der
lu.