Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

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eines anderen ähnlichen Werkzeugs ist kaum so schwer wie 
die komplizierten ländlichen Arbeiten, bei denen ausser 
Neigung, Kenntnis und von Kindheit an gesammelter Er- 
fahrung auch noch körperliche Kraft notwendig ist. Man 
nehme dazu noch einen Umstand, dem vielleicht nicht alle 
Statistiker ihre Aufmerksamkeit zugewandt haben. Die Juden 
haben von der Regierung als Arbeitstiere Ochsen bekommen, 
die gewohnheitsmässig im Süden verwandt werden, als Lehr- 
meister in der Wirtschaft aber ward ihnen ein Mennonit 
beigegeben, der nicht nur mit Ochsen nicht zu pflügen 
versteht, sondern den Landbau mit Ochsen sogar tadelt. Es 
heisst also, die Ochsen verkaufen und Pferde anschaffen 
und das Geld, das zum Ankauf billiger Geräte hergegeben 
ward, zur Erwerbung deutscher Geräte verwenden, die natür- 
lich weit besser sind als unsere vorsintflutlichen. Konnten 
alle diese Massnahmen zum Wohlstand führen? Wenn der 
deutsche Kolonist prosperiert, so ist daran nichts Erstaun- 
liches: er ist als ein fertiger Landwirt aus Deutschland 
herübergekommen, er hat seine verbesserten Geräte mitge- 
bracht, er ist mit Freuden in das neue, unbebaute Land 
gezogen, er erhielt einen jungfräulichen Boden und gewisse 
Erleichterungen und konnte somit gleich in der ersten 
Zeit seine Wirtschaft auf einen wohlgeordneten Fuss stellen. 
Die Kolonisation der Juden beruhte auf einem anderen 
Prinzip und entsprach keinem freiwilligen, sozusagen natür- 
lichen Antrieb der Bevölkerung, die sich vielmehr durch 
dieselbe bedrückt fühlte, sondern war eine künstliche Ver- 
pflanzung, ein Versuch, für diese Proletarier eine sichere 
Existenz zu schaffen ... 
Man muss es sehen, wie dieses Volk sich vom Morgen 
bis zum Abend abarbeitet, häufig nur von Brot und Lauch 
lebend, in Lumpen einhergehend und dabei sich beständig 
in ganz ungewóhnlichem Masse vermehrend... 
Handel, Gewerbe und Handwerk — das sind die 
Berufszweige, die dem  israelitischen Volke eigentümlich 
sind, das aus einer Kopeke zwei zu machen versteht und 
Leben und Bewegung in das Land bringt, in dem es sich 
befindet . . 
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