Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

heisst es dort, „nicht auf legislativem Wege aufgehoben 
oder einer Abänderung unterworfen wird, muss es von 
seiten der Verwaltung buchstäblich genau gehandhabt werden.“ 
Am Sehlusse der ,Bekanntmachung* wird dann hinzuge- 
fügt: „Das jüdische Komitee revidiert gegenwärtig die gesetz- 
lichen Bestimmungen über die Privilegien und die Ansiede- 
lungsberechtigung der Juden.“ 
Wenn, wie man aus diesen Worten der „Bekannt- 
machung“ schliessen darf, erwartet: werden kann, dass die 
Rechte der jüdischen Pharmazeuten, überall im Reiche un- 
gehindert leben zu dürfen, eine notwendige Ergänzung er- 
halten werden, — muss dann nicht die Expropriations- 
massregel, von der die Petersburger jüdischen Apotheker 
betroffen wurden, als eine überaus harte Massregel erscheinen? 
A. — (1882. No. 94). — ... Der „Regierungsbote“ 
erfreute das Publikum durch die Mitteilung, dass er jeder- 
zeit ausführlich über alle Ausschreitungen gegen die Juden 
berichten würde, als wenn es sich dabei um eine alltägliche, 
natürliche Erscheinung. handelte, über die man dem Pub- 
likum Bericht zu geben verpflichtet sei. Giebt es denn 
gar keine Mittel, um diesem haarsträubenden Skandal, der 
die Verwirrung unserer gegenwärtigen Lage noch vermehrt 
und die Regierung so sehr kompromittiert, Einhalt zu thun? 
Darf die Regierung diesen augenscheinlich böswilligen Übel- 
thätern gegenüber sich gleichgültig verhalten und sich damit 
begnügen, lediglich ihre Übelthaten zu registrieren? Wohl 
denn, es muss leider gesagt werden, dass die Verwaltung 
selbst von dieser Bewegung angesteckt zu sein scheint . . . 
Urplótzlich, gleichsam zur Aufmunteruug des Póbels, begann 
sie in rücksichtsloser Weise die in den verschiedenen Städten 
des Reiches lebenden, mit Gewerbescheinen versehenen Juden 
zu chikanieren und eine Masse armer Familien, die nichts 
verbrochen hatten, Knall und Fall in die weite Welt hinaus- 
zujagen. Menschen, die nichts Böses begangen, darunter 
Soldaten des kaiserlichen Heeres, die im Kriege ihre Militär- 
pflicht ausgeübt und das ihnen verliehene Recht, überall in 
ihrem weiten Vaterlande atmen zu dürfen, mit ihrem Blute 
erkauft hatten, werden einem solchen Elend preisgegeben! 
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