Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

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mählich ınit den Russen verschmelzen und sich die herr- 
schende Sprache nach und nach aneignen. 
IV. — (1866. No. 276). — Die jüdische Bevölkerung 
in den westlichen Provinzen ist so zahlreich, dass es un- 
recht wäre, die Gründe für die unfreundlichen Beziehungen 
zwischen ihr und der dortigen christlichen. Bevólkerung aus- 
schliesslich in typischen und unabiinderlichen Eigentiimlich- 
keiten und Unterschieden der Rassen suchen. Kin solches 
Verfahren wäre ungerecht, da die Behauptung, ein ganzes 
Volk könnte absolut schlecht sein, einfach absurd ist. 
"Wir können uns mit der Presse der westlichen 
Landesteile auch darin nicht einverstanden erklären, dass 
der Hinweis der Verteidiger der Juden auf den Nutzen, den 
die Tausende gebildeter Juden, wie Arzte, Juristen u. s. w. 
der Menschheit briugen, unzutreffend und nicht stichhaltig 
sei. Die Leute, die solches behaupten, müssten doch erst 
den Beweis dafür erbringen, dass den Juden die Befähigung 
zu einer höheren geistigen Entwickelung abgeht, und dass 
sie nicht im Stande sind, nützliche Bürger eines Volkes zu 
werden, das sie adoptiert hat, und dem daher die Pflicht 
erwächst, alle Mittel ausfindig zu machen, um ein so be- 
gabtes Volk auf die Höhe der eigenen bürgerlichen und 
politischen Entwickelung emporzuheben. 
V. — (1880. No. 48). — Die Frage der vollständigen 
Gleichberechtigung der Juden ist für uns. zweifellos eine Frage 
der nächsten Zukunft. Die Regierung wird bei ihrem segens- 
reichen Vorhaben nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Man 
darf nicht vergessen, dass die Entwickelung des Rechtshe- 
wusstseins in unserem Volke und bei den Juden mit den 
liberalen Reformen der Regierung während der letzten 25 
Jahre gleichen Schritt hielt, und dass das, was vor zwanzig 
Jahren genügte, heut dieses Rechtsbewusstsein nicht mehr zu- 
friedenstellen kann. Mit der Einführung der allgemeinen 
Wehrpflicht auch für die Juden haben sich viele für sie 
bestimmte Einschränkungen als undurchführbar erwiesen. 
So stellt sich beispielsweise heraus, dass ein Jude, der zum 
Militärdienst eingezogen wird, sich frei von einem Ort zum 
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