Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

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Aber vielleicht erweisen sich die Juden bei Ausübung 
des Schankgewerbes als ein derart schädliches Element, dass 
die gesetzgeberische Macht, um das Übel zu beseitigen, 
gezwungen ist, sogar den Vorwurf auf sich sitzen zu lassen, 
dass sie inkonsequent sei und gegen die heiligsten Grund- 
principien ‚des Eigentums und der Handelsfreiheit verstosse? 
Vielleicht siud es vorzugsweise Juden, die das Volk verfülren 
und seinen Wohlstand durch die Verleitung zur Trunksucht 
zerstören? Kine Antwort auf diese Fragen können wir selbst- 
verständlich nur in den genauen statistischen Angaben finden. 
Diese Angaben beweisen, dass das Quantum des gewonnenen 
Spiritus bei dem neuen Versteuerungssystem sich in den 
grossrussischen Gouvernements bis 1871 um mehr als 60 ©, 
erhöhte, während es in den Gouvernements, die das jüdische 
Ansiedelungsgebiet umfassen, in demselben Zeitraum sich um 
S0", verminderte. Der eigentliche Schnapsverbrauch, aus- 
schliesslich derjenigen Quanten, die für industrielle und ge- 
werbliche Zwecke verwendet werden, hat in den gross- 
russischen Gouvernements in dem angegebenen Zeitraum 
fast um das Doppelte zugenommen, während er dagegen in 
den jüdischen Ansiedelungsdistrikten sich fast um 14% 
vermindert hat. Ferner beträgt in dem fünfjährigen Zeit- 
raum 1858-—1862 die Zahl der an Trunksucht Verstorbenen 
in den 15 Gouvernements des jüdischen Ansiedelungsrayons 
0,0178 pro Tausend, während in den — grossrussischen 
Gouvernements die Zahl der in dem gleichen Zeitraum an der 
Trunksucht Verstorbenen sich auf 0,0317 pro Tausend be- 
ziffert, d.h. um 78 °/, höher ist. Diese statistischen An- 
gaben bezeugen also, dass der Vorrang in der Entwicklung 
des Sehankgewerbes nicht den Juden gehört, und dass in 
Folge dessen gar keine Veranlassung vorliegt, die Kigentums- 
grundsátze und die Handelsrechte zu erschütterm, indem nan 
ihnen das volle Schankrecht verweigert. 
Aber vielleicht ist in dieser Beschränkung des Schank- 
gewerbes ein Wohlwollen für die Juden zu erblicken, indem 
man sie nämlich von einem Erwerbzweig zurückhalten will, 
der auf die nationale Sittlichkeit ungünstig einwirkt? Doch 
eine solche Bevorzugung der Juden wäre nicht allein eine
	        
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