Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

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letzten Zeit laut gewordenen Klagen über die Ausbeutung 
seitens der jüdischen Schankwirte auf dem Lande erwidern, 
wenn jedermann, der mit der Lage dieser Schankwirte ver- 
traut ist, weiss, dass diese Leute zum grössten "Teil in äusser- 
ster Armut leben? Wenn die Schankwirte wirklich die Lebens- 
säfte der Landbevölkerung aussaugen, wo bleiben dann die 
Früchte dieses Aussaugungsprozesses, da doch diese Aus- 
sauger, wie bekannt, sich nur mit knapper Not von einem 
Tag auf den andern durchschlagen? ... 
Was soll man auf die Beschuldigung erwidern, die in 
der letzten Zeit gegen die Juden erhoben wurde, dass sie 
nämlich den Handel des Landes hemmen? Kine solche An- 
klage kann nur vou gewissen lokalen ,,Machthabern* erhoben 
werden, denen die jüdische Konkurrenz unbequem ist, da 
diese sie verhindert, den ganzen Handel am Orte in. ihre 
Finger zu bekommen. Die Thatsache, dass die jüdischen 
Kaufleute den Handel beleben und die Preise zu Gunsten der 
Konsumenten herabdrücken, ist, glauben wir, über jeden Zweifel 
erhaben. Nacli den uns zugegangenen, vollständig glaubwür- 
digen Berichten hat die letzte Judenausweisung aus Orel eine 
üusserst nachteiligeWirkungauf den Handel jenesOrtes ausgeübt. 
Oder was soll man zum Beispiel auf die in der letzten 
Zeit laut gewordenen schamlosen Klagen über den allzugrossen 
Andraug der jüdischen Jugend zu den Leliranstalten. erwidern? 
Das könnte den Glauben erwecken, als ob wir schon ein so 
hochkultiviertes Land wären, dass wir nicht für die Frwei- 
terung, sondern vielmehr für die Einschränkung unserer Volks- 
bildung sorgen müssten! Die Verpflanzung des Rassenstreits 
in dieSchule könnte nur zum Verderben dieses heiligen National- 
gutes und zur Vergiftung der Zukunft unseres Volkes führen. 
III. — (1883. No. 68.) — Wir berührten unlängst vom 
allgemein-russischen Standpunkte aus die gegenwärtige trau- 
rige Lage der Juden. Irrtümlich glaubten nun viele, dass 
diese Lage nur die Juden allein angehe. Aber die anomale 
Lage von über drei Millionen Bürgern muss doch unbedingt 
auch auf viele Zweige des staatlichen und öffentlichen Lebens, 
namentlich auf den Handel und die nationale Wirtschaft, 
einen schädlichen Einfluss ausüben ... 
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