Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

of — 
W. A. Nesabitowsky erklürte sich mit diesen Ausfiih- 
rungen einverstanden und fügte hinzu, dass „das Recht der 
unbeschränkten Niederlassung innerhalb des Reiches das 
erste Hecht seij das man den Juden gewähren müsse“; 
er meine jedoch, dass „dieses Recht nur denjenigen Juden 
zu gewühren sei, die eine Mittelschule absolviert haben.* 
W. W. Fedorow trat ,dieser Auffassung scharf ent- 
gegen“ und zwar in dem Sinne, dass man eine Annäherung 
der Juden nicht erwarten könne, noch auch fordern dürfe, 
dass sie sich als russische Bürger fühlen, wenn man ihnen 
nur eine Ausnahmestellung im Staate gewähren wolle. 
Die nun folgenden lebhaften Auseinandersetzungen liessen 
zwei verschiedene Auffassungen zu "lage treten. 
Die eine dieser Auffassungen, zu der sich die Herren 
Andriaschew, Slepuschkin und Fedorow bekannten, ging 
dahin, dass die Exklusivität der Juden und ihre sociale 
Rückständigkeit, die ihre staatsbürgerliche Brauchbarkeit 
vielfach beeinträchtige, ganz unabhängig von religiösen 
Ursachen, hauptsächlich durch die Ausnahmestellung bedingt 
sei, in der sie sich in den verschiedenen Staaten befanden 
und noch befinden. Wenn die Juden, deren tausendjährige 
Geschichte eine Geschichte der Bedrückungen, Verfolgungen und 
Beschränkungen ist, mit einem Mal mit der übrigen 
Bevölkerung gleichgestellt würden und dieselben Pflichten 
tragen, dieselben Rechte geniessen würden wie alle Anderen, 
dann würde. ohne jeden Zweifel ihre Exklusivität, die aus 
ihnen einen Staat im Staate macht, längst geschwunden sein. 
Der Jude, der sich in einer ganz eigenen Lage befindet, 
der auf jedem Schritt und Tritt Beschränkungen und Wider- 
ständen begegnet, die ihn in seiner freien Thätigkeit hindern, 
der schwerere Lasten als die Andern zu tragen hat und 
keine entsprechenden Rechte geniesst, muss sich natur- 
gemäss daran gewöhnen, dem Milieu gegenüber, in dem er 
lebt, gleichgültig zu bleiben, und sich selber als ein ganz be- 
sonderes Wesen, nicht aber als ein Glied des gesamten 
Organismus zu betrachten. Daher stammen die Verschlagen- 
heil, Gewissenlosigkeit, Verschmitztheit, Ausbeutungssucht 
und die sonstigen schlechten Eigenschaften der Juden, die 
71
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.