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criaucTBy * — Tpyabr Riesenoi ;Iyxosuoit Aka;jeuiu. — Aus einem Artikel
„Das heutige Judentum und seine Beziehung zum Christentum". — Arbeiten
der Kiewer geistlichen Akademie. 1861, Bd. IIL. S. 1—3.
I — A. . . . In dieser Hinsicht, d. h. im Sinne des Be-
wussiseins der Pflichten gegeu Gott, war die jüdische Reli-
gion, un wiederum mit den Worten Schaffs zu sprechen,
„unter den übrigen Religionen des Altertums dasselbe, was
bei uns das Gewissen ist, dieser stille, unsichtbare, aber
unerbittliche und stets gegenwärtige Zeuge unserer Hand-
lungen.“ Einsam dastehend in der alten Welt und ihr fast
völlig unbekannt, hörte sie doch nicht auf, Busse zu pre-
digen zu einer Zeit, da die ganze oder fast die ganze
heidnische Welt durch lärmende Orgien und Ausschwei-
fungen ihren vermeintlichen Bund und ihre Freundschaft
mit den Göttern feierte.
Von diesem Gesichtspunkt aus ist die Bibel das trüb-
seligste Buch auf Erden. Aber die Trübsal, welche
sie erweckt, ist keineswegs dieselbe, wie sie das Brahmanen-
tum und der Buddhismus predigen. Diese Trübsal ist rein
sittlichen Charakters. Sie rief die Menschen zur Busse und
forderte Besserung, und darum war sie nicht trostlos wie
jene, sondern gab der Seele frischen Mut.
B. Eine edle Abstammung und. einen geistig-sittlichen
Wert schreibt die Religion der Juden allen Menschen und
Völkern ohne Ausnahme zu. Nur sie allein spricht deutlich
und klar von der Abstammung aller Menschen von einem
einzigen gemeinsamen Ahnen. Diese Idee der einheitlichen Ab-
stammung aller Menschen und Vólker die der alten Welt unbe-
kannt war oder ihr nieht zum Bewusstsein kam, wenigstens in
den Überlieferungen der anderen Völker nicht deutlich
ausgesprochen ist, hat eine grosse social-sittliche Bedeutung
für das menschliche Leben. Sie legt unabweislich den Ge-
danken von der Gemeinsamkeit der Aufgaben und Lebenszwecke
des gesamten Menschengeschlechts nahe und verbreitet Licht
über die gesamte Geschichte der Menschheit.
C. Alles ohne Ausnahme war in der Gottverehrung
der Juden darauf gerichtet, die hohe Vorstellung von dem
einen Gott zum Ausdruck zu bringen, alles schliesst in sich