Full text: Die Juden in Russland; Urkunden und Zeugnisse Russischer Behörden und Autoritäten

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der menschlichen Gerechtigkeit eleichstellen könnte. Wir 
haben aber auch unsern gnádigsten Herrn, den allerfrómmsten 
Kaiser Alexander Alexandrowitsch, schwer beleidigt. Ist es 
denn schon so lange her, dass wir ihm "Treue geschworen 
und unsere Bereitwilligkeit ausgesprochen haben, ihm bei 
der Ausrottung jenes Übels behülflich zu sein, das sich im 
Vaterlande immer mehr ausbreitet und auf das allgemeine 
Chaos abzielt? Und nun sind kaum einige Tage vergangen 
— und schon stóren wir die allgemeine Ordnung, rufen 
wir in unserer Mitte Unruhen, ja fast eine Rebellion hervor! 
Welch ein Unverstand, welch ein Mangel an sittlichem und 
bürgerlichem Sinn! Alle Söhne Russlands, wer sie ihrem 
Glaubensbekenntnis nach auch sein mögen, sind unter ein- 
ander Brüder, weil sie in Gott einen Vater im Himmel 
und in dem allerfrömmsten Kaiser einen Vater auf Erden 
haben. Darum müssen wir, wenn wir unser eignes Glück 
wollen, als Kinder einer grossen Familie unter einander in 
Frieden, Liebe und Eintracht leben. 
Möge sich, meine Zuhörer, euer Ohr dadurch nicht be- 
leidigt fühlen, dass ich bei der Erwähnung der Urheber 
jener Unruhen das Wort „wir“ gebrauche, wenn auch vielleicht 
von den hier Anwesenden niemand an den vorgekommenen 
Unruhen thätigen Anteil genommen hat. Ich spreche so, 
weil wir alle unser Teil Schuld an dem Übel haben, wenn 
wir auch persónlich daran nicht beteiligt waren. Schuld 
haben wir darum, weil wir gleichgiltige Zuschauer der von 
den thórichten Plünderern und Zerstórern begangenen Un- 
thaten waren. Saget doch, wer von uns hat kühn seine 
Stimme erhoben, um die wahnwitzige Menge in ihren Aus- 
schreitungen aufzuhalten und eines Besseren zu belehren? 
Gab es doch der gleichgiltigen Zuschauer mehr, denn der 
Zerstörer! In dieser Gleichgiltigkeit also liegt unsere Schuld! 
Lasst uns der Obrigkeit thätigen Beistand leisten bei der 
Ausrottung des ausgebrochenen Übels, und das Übrige möge 
dann nach dem Gebote des Herrn unsere brüderliche Liebe 
wieder gut machen, die keinen Unterschied zwischen Christen, 
Juden oder Heiden kennt, sondern gegen alle nach- 
sichtig und duldsam ist, weil sie in allen Menschen eine 
Ss
	        
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