Full text: Aus dem Leben des Geheimerath Wagener

14 
aus dem Umstande hervor, daß er auch nach seinem Ausscheiden 
noch mit der Bank in Geschästen „machte". Liehe die Pom- 
mersche Central-Eisenbahn-Gründung! 
Wir können unser, dem vielgewandten Manne gewidmetes 
Resume nicht schließen, ohne noch einer letzten — wir können 
sie nicht anders nennen alS: „Skandalgeschichte" zu gedenken, 
deren unbeneidenswcrther Held er gleichsalls war, und welche 
zwar noch frischer im Gedächtniß unserer Leser sein wird, die 
wir aber doch im Interesse der Vollständigkeit unserer biogra 
phischen Rekapitulation, unter Hinzuziehung einiger weniger 
bekannter Details, die uns zur Verfügung stehen, hier gleich 
salls auf die Bühne führen müssen. Wir meinen die Affaire 
Wagener-Dühring. 
Als Privat-Decent an der hiesigen Universität und Ge 
lehrter von Bedeutung lebt Hierselbst Dr. Dühring, beiläufig 
gesagt: jetzt vollständig erblindet, trotzdem aber eifrig mit 
wissenschaftlichen Arbeiten und gelehrter literarischer Thätigkeit 
beschäftigt. Bei ihm erschien im April 1866 Wagener „im 
besonderen Aufträge" des Ministerpräsidenten Grasen 
Bismarck, welcher sein Augenmerk auf die bedeutsamen und 
neuen Theorien Dührings bezüglich der socialen Frage und 
einiger anderer Themata gerichtet habe, und ersuchte ihn Namens 
dessen (Bismarck's) um Abfassung einer für den Minister be 
stimmten Denkschrift über jene Frage, insbesondere über den 
geeignetsten Modus, die Lage der Arbeiter ans staatlichem 
Wege zu verbessern. 
Dr. Dühring konnte . ein solcher Auftrag von Seiten 
Wagener's nicht gerade sehr erwünscht sein, denn Wagener 
stand als literarischer Auftraggeber in etwas angekränkeltem 
Renommee. Er hatte von 1859 — 66 ein Staatslexicon heraus 
gegeben, zu dem er bei verschiedenen Gelehrten rc. Beiträge 
bestellt hatte, die geliefert und aufgenommen worden waren, 
dann aber unhonorirt blieben und zu recht unschönen Weite 
rungen mit ihm geführt hatten. Indeß handelte es sich für 
Dr. Dühring hierbei weder um eine Honorarfrage, noch um 
Wagener, der ja lediglich als der Beauftragte des Minister 
präsidenten erschien; Dr. Dühring übernahm daher die Arbeit, 
nachdem er vorher gegen Wagener zur Bedingung gemacht 
hatte, daß dieselbe nicht veröffentlicht werde, da er die Schrift 
für den Fall der Veröffentlichung weit populärer und ausführ 
licher würde halten müssen, als wenn sie nur für die in der 
Sache vollkommen orieutirten höheren Regierungskreise bestimmt 
sei. Wagener erklärte, daß dieselbe lediglich eine Denkschrift 
für das Staatsministerium sein solle und eine Veröffentlichung 
auf keinen Fall stattfinde. Dr. Dühring lieferte die Arbeit und 
sandte sie — wie er aufsälligerweise von Wagener angewiesen 
worden war — nicht an die Adresse des Staatsministeriums
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.